In einem interessanten Artikel (Es geht erstaunlich gut) der insgesamt lesenswerten Serie Wozu noch Journalismus der Süddeutschen Zeitung schreibt Wolfgang Blau über den Online-Auftritt öffentlich-rechtlicher Nachrichtenportale folgendes:
„Der Skandal öffentlich-rechtlicher Nachrichtensites ist nicht ihre Existenz, sondern ihre unnötige und verwirrende Vielzahl. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, weshalb die ARD ihre föderale Struktur im Netz noch einmal nachbauen muss und weshalb Deutschland eine solche unüberschaubare Vielfalt überregionaler, gebührenfinanzierter Nachrichtenportale braucht. Vielleicht wären die Verlage besser beraten, für eine Beschränkung der Öffentlich-Rechtlichen auf nur zwei, sehr leistungsfähige Nachrichtensites zu kämpfen – tagesschau.de und heute.de – und gleichzeitig Dienstleistungen der öffentlich-rechtlichen Sender für ihre eigenen Websites einzufordern.“
Dieser Auffassung möchte ich, natürlich aus eher subjektiver Sicht, etwas entgegenhalten. Jahrelang habe ich mich als GEZ-Zahler völlig ungerechtfertigt zum zahlen genötigt gefühlt. Natürlich war ich im Besitz eines Radioempfängers und ein Fernseher stand in unserer Wohnung auch irgendwo herum, wenn es auch nicht meiner war. Die Zeit, die ich diese Medien nutzte war aber keineswegs ausreichend um die Höhe der GEZ-Gebühren auch nur ansatzweise zu rechtfertigen. Erst mit den Online-Angeboten, vor allem auch denen der föderalen Struktur des ARD und der Dritten Programme kam es dazu, dass ich meine Radiogebühren als sinnvolle Investition betrachte und gerne die paar Euros im Monat überweise.
Kein privatwirtschaftliches Nachrichten- oder Radioportal hat es bisher geschafft ein annähernd ähnlich gutes Angebot an Audio- und Videopodcasts, wobei mich persönlich dabei im wesentlichen die Audiobeiträge interessieren, zur Verfügung zu stellen. Darin sehe ich die eigentlich Zukunft und Aufgabe öffentlich-rechtlicher Radiostationen: politische, gesellschaftlich-kulturelle, ökonomische und wissenschaftliche Bildung und Information im zeitsouveränen Angebot in ausreichender Breite zur Verfügung zu stellen! Hierfür bieten öffentlich-rechtliche Anbieter noch immer die mit Abstand besten Bedingungen, da nur so hochwertige Beiträge für geringe Nutzungskosten einer Gesamtbevölkerung unabhängig von deren jeweiliger finanziellen Verfassung, zur Verfügung gestellt werden können. Dass bisher kaum privatwirtschaftliche Anbieter in diesen Markt vordringen mag auch daran liegen, dass Podcasting insgesamt leider noch viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt und damit die Nutzerzahlen nur recht langsam wachsen. Ein anderer wichtiger Grund ist jedoch auch, dass solche Angebote bei gleicher Qualität wahrscheinlich viel zu teuer wären, um jederfrau und jedermann uneingeschränkt verfügbar zu sein.
Ob gebühren-finanzierte Radio- und Fernsehstationen neben den audiovisuellen Angeboten auch noch ausführliche online-Printplattformen bedienen müssen, und dadurch als zusätzliche Konkurrenz am schwierigen Onlinemarkt mitmischen, ist sicherlich eine andere Frage auf die andere Antworten gesucht werden müssen. Was das angeht, folge ich Wolfgang Blau durchaus wieder dem, was er im darauf folgenden schreibt: Die Frage danach, warum öffentlich-rechtliche Anbieter ihre Angebote nicht zur kostenlosen Weiterverwendung den Privaten zur Verfügung stellen. Zu diesem Aspekt wurde bereits auf KOOPTECH gebloggt.
Da ich jedoch überzeugt davon bin, dass sowohl Ton- als auch Bewegtbild-Beiträge in Zukunft immer mehr zeitlich und geographisch souverän und nicht wie früher nach festen Terminen und auf bestimmte Regionen beschränkt abgefragt werden, bieten die öffentlich-rechtlichen Anbieter bisher, abgesehen von einigen CreativeCommons- bzw. Nonprofit-Angeboten, die einzig vernünftigen und qualitativ hochwertigen Programme.
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